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Cornelia Funke
HERR DER DIEBE

– Das Familienstück zur Vorweihnachtszeit –
Premiere: 24. November 2007, Stadthalle (Erwin-Piscator-Haus)

Fotos link

Besetzung:
Inszenierung -
Ausstattung -
Dramaturgie -

Inspizienz -
Regieassistenz -
Soufflage -
David Gerlach
Axel Pfefferkorn
Michael Pietsch

Ito Grabosch
Juliane Nowak
Laetitia Samuel
HERR DER DIEBE

Darsteller:

Prosper - Florian Federl | Bo - Stefan Piskorz | Scipio - Matthias Zeeb | Wespe - Franziska Endres | Riccio - Bastian Michael | Mosca - Nicolas Deutscher | Conte als Kind - Magnus Blomeyer/Cedric Schäfer/Riko Uphoff | Victor Getz - Jürgen Helmut Keuchel | Max Hartlieb/ 1. Polizist/1.Passant/Barbarossa - Thomas Streibig | Ida Spavento/Esther Hartlieb/Passantin/Kundin - Christine Reinhardt | Der Conte/Dr. Massimo/Scipio als Erwachsener / 2. Polizist/ 2. Passant - Stefan Gille



Stück:

„Manchmal reden die Erwachsenen davon, wie schön es war, ein Kind zu sein. Sie träumen sogar davon, wieder eins zu sein. Aber wovon haben sie geträumt, als sie Kinder waren?“

Die verwaisten Brüder Prosper und Bo sollen nach dem Wunsch ihrer Tante Esther voneinander getrennt werden. Sie reißen aus und schlagen sich nach Venedig durch. Im „Sternenversteck“, einem stillgelegten Kino, finden sie bei einer Bande von Straßenkindern Unterschlupf. Fast täglich bringt Scipio, der rätselhafte „Herr der Diebe“ und Anführer der Bande, vermeintlich gestohlene Antiquitäten vorbei, die dann beim zwielichtigen Trödler Barbarossa verhökert werden. Eines Tages bekommt Scipio einen besonderen Auftrag: Der Diebstahl eines hölzernen Flügels für einen geheimnisvollen venezianischen Adligen könnte die Kinder bald ihrer größten Sorgen entledigen. Doch Tante Esther ahnt, wohin ihre beiden Neffen geflohen sind. Sie hat bereits Privatdetektiv Victor Getz mit der Suche beauftragt...


Pressestimmen:

Oberhessische Presse; 26. November 2007

Karussell verwandelt Kinder in Erwachsene und umgekehrt

Regisseur David Gerlach inszenierte das Stück "Herr der Diebe"

Marburg. Mit etwa 350 Zuschauern war die Stadthalle zur Premiere von "Herr der Diebe", einer Produktion des Hessischen Landestheaters Marburg, fast ausverkauft.

von Christine Krauskopf

Scipio leidet unter seinem reichen, autoritären Vater, klaut nach und nach das Familiensilber und verhökert es für seine Freunde Wespe, Riccio, Mosca, Prosper und Bo, die in einem alten Kino hausen.

Die Kinder ahnen nichts von Scipios wahrer Identität, der sich ihnen gegenüber als Waise und "Herr der Diebe" ausgibt. Scipio will endlich groß sein. Genau anders herumgeht es dem uralten Conte, den nur ein Verlangen antreibt: Er will seine Kindheit zurück. Mit dem sagenumwobenen Karussell der Barmherzigen Schwestern, das aus Kindern Erwachsene macht und Erwachsene in Kinder verwandelt, sollen sich ihre Wünsche erfüllen.

Doch bis es soweit ist, sind im Stück "Herr der Diebe" viele Abenteuer zu bestehen. Ein prächtiges Bühnenbild nimmt die Zuschauer mit nach Venedig. Die Stadt ist als Silhouette im Hintergrund angedeutet, Kulissen wechseln schnell und häufig. Das schwankende Hausboot, auf dem der Detektiv Victor Getz mit seinen Schildkröten lebt, ist auf Stahlfedern gelagert und wird nach Bedarf hereingefahren. Eine witzige Choreographie bekam die Verfolgungsjagd von Detektiv und Kindern verpasst.

Ideenreichtum beweist Bühnenbildner Axel Pfefferkorn bei der Gestaltung von Wasser und Kanälen. Es stürmt glaubhaft, als die Kinder im Boot zwischen wogenden Wellen den alten Conte verfolgen. Bei ihrer Verwandlung auf dem Karussell verschwindet Scipio in großen Nebelwolken.

Passende Kostüme und engagierte Schauspieler tun ein Übriges, um die Geschichte lebendig zu erzählen, deren Vorlage Cornelia Funke mit ihrem gleichnamigen Roman lieferte. Das Bühnenstück stammt von Wolfgang Adenberg. Die Regie führt David Gerlach.

Jürgen Helmut Keuchel füllt die Rolle des Detektivs charmant und warmherzig aus. Der blond gelockte Bo wird von dem meist hüpfenden und leicht hyperaktiv wirkenden Stefan Piskorz verkörpert. Prosper (Florian Federl), Riccio (Bastian Michael) und Mosca (Nicolas Deutscher) bleiben etwas blass. Franziska Endres spielt Wespe. Vor allem die jungen weiblichen Zuschauer schlossen Scipio (Matthias Zeeb) gleich in ihr Herz. Exakt wie auf dem Titel des Jugendromans trägt er eine Vogelmaske, einen langen schwarzen Mantel und hohe Stulpenstiefel. Selbst das kleine schwarze Pferdeschwänzchen fehlt nicht.

Wer hätte gedacht, dass sich hinter Esther Hartlieb, Ida Spavento, einer Passantin und der Kundin mit der Tuba nur eine einzige Schauspielerin, nämlich Christine Reinhardt, verbirgt? Ähnlich vielseitig talentiert präsentiert sich Thomas Streibig. Er verkörpert nacheinander Max Hartlieb, einen Polizisten, eine Passantin (irre komisch) und den Händler Barbarossa. Doch sie alle reichen nicht an Stefan Gille heran. Er hat es nicht nur den gut gelungenen Kostümen, sondern seiner wechselnden Ausstrahlung zu verdanken, dass die Zuschauer ihn nicht hintereinander in den Rollen als grauen hochadeligen Conte, als strengen Vater Scipios, als erwachsenen Scipio, als Polizisten und als staksende Passantin vermuten. Riko Uphoff besucht eigentlich die Brüder-Grimm-Grundschule. In der Premiere spielte er den verjüngten Conte nach seiner Fahrt auf dem Karussell und schreitet als solcher obercool und erhaben die Treppe hinab.

Die vorwiegend jungen Zuschauer bekamen anderthalb Stunden gute Unterhaltung geboten, Applaus und Fußgetrappel am Ende holten die Schauspieler immer wieder hinter dem Bühnenvorhang hervor.



Marburger Neue Zeitung; 27. November 2007

"Herr der Diebe" hält die Spannung

Familientheaterstück feiert Premiere

Marburg (mm). Mit minutenlangem Applaus, Fußstampfen und begeisterten Pfiffen sind die Darsteller nach der Premiere des neuen Weihnachtstheaterstücks "Der Herr der Diebe" am Samstagnachmittag in der Stadthalle belohnt worden.

Zuvor hatten die elf Schauspieler, von denen einige gleich mehrere Rollen spielten, 90 Minuten lang das Publikum in die Stadt Venedig entführt. Axel Pfefferkorn hatte dafür ein Bühnenbild entworfen, in dem ständig neue Orte der Lagunenstadt zur Spielstätte für die Akteure wurden. Der Freundeskreis des Landestheaters unterstützte die Produktion mit 4000 Euro und machte so das aufwändige Bühnenbild und die Spezialeffekte erst möglich.

Regisseur David Gerlach hat das Familienstück zur Vorweihnachtszeit nach der Buchvorlage der deutschen Erfolgsautorin Cornelia Funke in Szene gesetzt. Er setzte dabei nicht nur auf seine Schauspieler, sondern auf perfekt inszenierte Musik, Geräusch- und Bühneneffekte, die nicht übertrieben wirkten, sondern den Spannungsbogen vom Anfang bis zum Ende auf hohem Niveau hielten.

Das Stück spielt im Venedig der Gegenwart, wohin es die verwaisten Brüder Prosper und Bo aus Deutschland verschlagen hat.

Eine Kinderbande lebt in Venedig von Diebstählen

Onkel und Tante beauftragen Detektiv Getz, die Stadt nach den Jungen abzusuchen und sie den Verwandten zu übergeben. Tatsächlich hat der Schnüffler Erfolg und findet die Jungen in einem verlassenen Kino. Dort haben sie sich zusammen mit einer jungen Diebesbande ein neues Zuhause geschaffen. Der junge Anführer der Straßenkinder nennt sich selber den "Herr der Diebe". Bei seinen nächtlichen Raubzügen durch die Paläste und Bürgerhäuser bringt er Antiquitäten mit, die bei einem Hehler verscherbelt werden und so für den Lebensunterhalt der ganzen Bande sorgen.

Ein alter Mann, der sich "Conte" nennt, wird auf die Bande aufmerksam und verspricht 5000 Euro Honorar für den erfolgreichen Diebstahl eines hölzernen Flügels.

Die Handlung nimmt an Dramatik ständig zu und hält ständig neue Überraschungen parat. Mucksmäuschenstill war es in der mit etwa 250 Premierenbesuchern besetzten Stadthalle, als das Stück sich seinem dramatischen Finale näherte.

Gerlach hat mit seiner Inszenierung ein Familienstück auf die Bühne des Marburger Schauspiels gebracht, das allen Ansprüchen eines Theatererlebnisses für Kinder, Jugendliche und Erwachsene genügt.



Marburg News – die online-zeitung für marburg;

Funke sprang über: Herr der Diebe erfreute Kinder

Marburg * (fjh) Erwartungsvolle Spannung herrschte am Samstag (24. November) im Erwin-Piscator-Haus (EPH). Knapp 400 - überwiegend kleine - Zuschauer freuten sich dort am Nachmittag auf die Premiere des Kinder-Theaterstücks "Herr der Diebe" nach dem Bestseller-Roman von Cornelia Funke.

"Manchmal reden die Erwachsenen davon, wie schön es war, ein Kind zu sein. Sie träumen sogar davon, wieder eins zu sein. Aber wovon haben sie geträumt, als sie Kinder waren?" Diese Frage steht am Anfang der Aufführung. "Stella" steht über dem Vorhang. Irgendwo sieht man Kino-Sessel. Mit wenigen Utensilien hat Bühnenbildner Axel Pfefferkorn den wichtigsten Ort der Handlung charakterisiert. Das "Sternen-Versteck" der Kinder ist ein ehemaliges Kino.

Venedig ist Schauplatz der Geschichte um die beiden Brüder Prosper (Florian Federl) und Bonifatius (Stefan Piskorz). Der Jüngere wird auch nur kurz "Bo" genannt. Vor ihrer pedantischen Tante Esther Hartlieb (Christine Reinhardt) sind die beiden aus Hamburg in die Lagunen-Stadt geflohen, die ihre verstorbene Mutter so sehr geliebt hatte. Dort treffen Prosper und Bo auf Straßenkinder, die in dem alten Kino einen passenden Unterschlupf gefunden haben.

Scipio (Matthias Zeeb) versorgt sie mit allem Notwendigen. Das Geld dafür beschafft er durch Kunst- und Antiquitäten-Diebstähle. Scipio ist der "Herr der Diebe". Den Jungen achten und lieben die anderen Kinder der Bande vom "Sternen-Versteck". Gerne wären auch sie so wie ihr geheimnisvoller Freund.

Derweil hat die vereinnahmende Tante aus Hamburg den Detektiv Victor Getz (Jürgen-Helmut Keuchel) damit beauftragt, ihre beiden Neffen Prosper und Bo zu suchen. Fotos der beiden Jungs führen ihn schließlich auf die Fährte der Ausreißer. Mit etwas Scharfsinn findet er schließlich auch das geheime "Sternen-Versteck".

Doch die Kinder können ihn dank der mutigen Wespe (Franziska Endres) überwältigen. In einen Teppich eingerollt, verrät er der Bande aber die Wahrheit über den gerade abwesenden Scipio.

Enttäuscht müssen die Kinder feststellen, dass ihr Anführer sie belogen hat. Hat er die Kunstgegenstände in Wirklichkeit vielleicht gar nicht gestohlen? Ist er vielleicht gar kein "Herr der Diebe"?

Doch der alte Conte (Stefan Gille) hat ihm einen mysteriösen Auftrag erteilt, den alle trotz der Zweifel erfüllen möchten: Der "Herr der Diebe" soll ihm einen Flügel stehlen, den er sich seit vielen Jahren schon sehnlich wünscht.

Dieser Flügel fehlt an einer Figur des geheimnisvollen Karrussells, das vor vielen Jahren aus einem Kinderheim gestohlen worden war. Der Legende nach können Kinder, die auf ihm mitfahren, nach wenigen Runden sofort erwachsen werden, während Erwachsene durch eine Fahrt auf dem Karrussell zu Kindern werden.

Eine spannende und geheimnisvolle Geschichte nimmt ihren Lauf. Regisseur David Gerlach hat sie kindgerecht erzählt mit vielen netten kleinen Gags und einer gehörigen Portion Phantasie.

Geholfen hat ihm dabei der Bühnenbildner Axel Pfefferkorn mit einem zauberhaften Satz stimmungsvoller Kulissen. Sie zeigen nicht nur Venedig und den Markus-Dom, sondern auch das Hausboot des Detektivs Victor oder eine typische venezianische Gondel. Auch die Schauspieler haben ihre Spielweise dem jungen Publikum ab sechs Jahre angepasst. Besonders beeindruckt hat hier Matthias Zeeb in der Hauptrolle als der junge "Herr der Diebe". Aber auch Christine Reinhardt konnte durch ihre Wandelbarkeit als Etepetete-Tante Esther Hartlieb einerseits oder als die gutmütige Ida Spavento andererseits überzeugen.

Viele Waisenkinder wünschen sich Eltern, während andere Kinder sich manchmal wünschen, nicht so sehr von ihren Eltern vereinnahmt zu werden. Kinder möchten gerne ganz schnell erwachsen werden, wohingegen Erwachsene am liebsten noch einmal Kind sein möchten. Diese Widersprüche hat das Stück gut und zugleich kindgerecht herausgearbeitet. Funkes phantasievolle Geschichte um Freundschaft, vertrauen und Ehrlichkeit hat in dieser Bühnenfassung eine gelungene Entsprechung gefunden. Das wussten auch die - überwiegend jungen - Zuschauer durchaus zu würdigen, die dem Ensemble am Samstagnachmittag mit langanhaltendem begeisterten Applaus für 80 spannende, heitere und vor allem phantasievolle Minuten dankten. Dieser Funke ist wirklich übergesprungen. 24. November 2007



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